Historie

Der Segelsport im alten Berlin hatte seine Anfänge in etwa der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Besser betuchte Vertreter des aufstrebenden Bürgertums repräsentierten mit der Möglichkeit des Freizeitsegelns ein völlig neues Selbstbewusstsein.

In diesem Zeitgeist wurde auch unser Segelclub gegründet. Dazu wurde in der ersten Satzung programmatisch niedergeschrieben:

Als erste Vorstandsmitglieder sind uns bekannt: Arthur Schwarz (Druckereibesitzer und Vorsitzender bis 1920), Felix Witecki (selbständiger Geschäftsinhaber), Emil Warnack (selbständiger Geschäftsinhaber), Walter Freyhofer (Kaufmann) sowie Karl Jojade (Beamter) und Eugen Anders (Fabrikant).

Mit einem Grundstückskauf von knapp 4.000 qm wurde gleichzeitig unser heutiges Club- und Gästehaus erworben, ein 1890 unter kommunalen Gesichtspunkten erbautes Gesellschaftshaus.

Dieser straßenseitige Anblick von 1931 kann heute noch fast unverfälscht betrachtet werden.

Mit dem 1916 vollzogenen Erweiterungsbau für K¨che, Schankraum und hausinternen Sanitäreinrichtungen wurde das Zusammensein im Club wesentlich attraktiver. Boots- und Motorenschuppen, Unterkünfte für Segler (Single oder mit Familie), Slipanlage, Winterliegeplätze etc. als landseitige Einrichtungen waren schon damals selbstverständlich.

Erst nach dem I. Weltkrieg war es jedoch möglich, intensiv den Segelsport zu betreiben. Es waren stolze “Kapitäne” im standesgemäßen Outfit, die im Freizeit- und Fahrtensegeln Ruhe, Entspannung und Erfüllung auf Berliner Gewässern fanden. Ebenso ist ein vielseitiges und gemütliches Vereinsleben bis Anfang der dreißiger Jahre belegt. Dies schloss auch regelmäßig mittwochs stattfindende clubinterne Regatten mit hoher Beteiligung ein.

Die Zeugnisse über eine Gemeinschaft, die sich eng mit dem Segelsport verbunden hatte, und ein Vereinsleben vor dem II. Weltkrieg, enden mit der Berufung eines Clubmitgliedes in den Olympiakader für 1936.

Für den Segel-Club Seddin hinterließ der II. Weltkrieges vor allem eines: den Schaden einer im Clubhaus eingeschlagenen Brandbombe – aber auch eine handvoll Mitglieder, die unbedingt wieder segeln wollten.

Das Vereinshaus nach dem Einschlag einer Brandbombe 1944.

Doch auf die weitere Ausübung des Segelsports hatte die entschädigungslose Enteignung 1951 und die damit verbundenen Änderungen der Rechtsträger einen eigenständigen Einfluss. Dennoch belebte sich – trotz aller Widrigkeiten – allmählich der Segelsport auf den Berliner Gewässern und auch in unserem Club. In den folgenden Jahren schafften es einige unserer Mitglieder zu Meisterehren und Platzierungen bei nationalen, Europa- und Weltmeisterschaften sowie bei der Olympiade 1972.

Nach der Wiedervereinigung haben wir uns am 17. 03. 1990 auf der Grundlage der Satzung von 1920 wieder als Segel-Club Seddin e.V. formiert. Danach wurde von uns die Rückübertragung des ehemaligen Grundstücks des Segel-Club Seddin e.V. beantragt. Diesem Anspruch wurde nach fast neunjähriger Auseinandersetzung im Juni 1999 entsprochen. Eine wesentliche Voraussetzung dazu bestand in der Anerkenntnis, dass der Club seit seiner Gründung 1913 durchgängig das Ziel verfolgte, segelsportlich interessierte Bürger auf freiwilliger Basis in einem gemeinnützigen Verein zusammenzuschließen, um aktiv das Segeln als Freizeitsport zu betreiben.

Bis heute leben und lieben wir den Segelsport in der Gemeinschaft unseres Clubs. Auch wenn neben den segelsportlichen Aufgaben, wertschaffenden und werterhaltenden Maßnahmen einen Teil unseres Gemeinschaftslebens ausmachen. Die anteilige Eigenfinanzierung einer modernen Steganlage 2003/2004 zeigt beispielsweise den gemeinsamen Handlungswillen unserer Mitglieder – trotz der mit dem Stegbau verbundenen kleinen und größeren Schwierigkeiten. Denn die Segelkameradinnen und –kameraden des Segel-Club Seddin wissen, mit Verantwortung und Herausforderung der kontinuierlichen Förderung des Vereinszweckes umzugehen.